Die Unterstützung der Lunge und Leber
Seit den 1960er Jahren ist NAC als Schleimlöser in der Medizin bekannt. Bei Bronchitis schafft der Stoff schnell Abhilfe, indem dicker Schleim verflüssigt wird und das Abhusten vereinfacht. Das passiert durch die Spaltung des Schleimes.¹

Diese sehr wichtige Funktion von NAC ist vor allem bei COPD (= chronisch obstruktive Lungenerkrankung) hilfreich. Zwar war die Studienlandschaft eine Weile umstritten,^2,3 neuesten Erkenntnissen zufolge ist jedoch bei dieser Erkrankung eine relativ hohe Dosis von NAC notwendig, dann kommt der schleimlösende Effekt gut zu tragen.^4,5

Die wohltuende Eigenschaft von NAC für die Lunge ist vielfältig. NAC ist zusätzlich ein sogenannter Radikalfänger.⁶ Radikale sind hochreaktive Stoffe, die oft Sauerstoff beinhalten (= radikale Sauerstoffspezies). Durch ihre hohe Reaktivität wollen sie rasch einen chemischen Bindungspartner finden und richten so Schaden im Körper an. Radikale entstehen im Körper einerseits durch Immunreaktionen, andererseits durch externe Schadstoffe. Der von Radikalen verursachte Schaden äußert sich oft durch Entzündungen, Schaden an Zellwänden oder im schlimmsten Falle Tumorerkrankungen.

Die Radikalfänger-Funktion von NAC kommt indirekt daher, dass es im Körper zu L-Glutathion, dem wichtigsten Antioxidans des Körpers umgewandelt wird. L-Glutathion ist die Speicherform der Aminosäure L-Cystein. L-Glutathion fängt die radikalen Sauerstoffspezies ein.^7,8

L-Glutathion
Findet man in der Leber und in der Lunge. In der Leber als Hauptentgiftungszentrum des Körpers ist das Vorkommen wenig verwunderlich. In der Lunge kommt es in einem Film an schützender Flüssigkeit vor (= ELF; epithelial lining fluid), der die Lunge vor Radikalen schützt.⁹ So ist NAC für die Lungengesundheit doppelt wichtig.

Die radikalfangende Eigenschaft ist aber im ganzen Körper zugegen. Verstärken kann man sie mit OPC (= oligomere Proanthocyanidine; Antioxidantien aus dem Pflanzenreich) in den Blutgefäßen. Gemeinsam mit Vitamin B6 bildet NAC auch die Aminosäure Taurin, die unter anderem die Nerven vor derartigen Schäden schützt. Gemeinsam mit Silicium kann auch dem Darm bei Durchfall geholfen werden.

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Dr. Reinhard Pichler – www.reinhardpichler.at

1.      Grandjean, E.M. et al.: Efficacy of oral long-term N-acetylcysteine in chronic bronchopulmonary disease: a meta-analysis of published double-blind, placebo-controlled clinical trials,  Clinical Therapeutics, 2000 
2.      Decramer, M. et al.:  Effects of N-acetylcysteine on outcomes in chronic obstructive pulmonary disease (Bronchitis Randomized on NAC Cost-Utility Study, BRONCUS): a randomised placebo-controlled trial, Lancet, 2005
3.      Pellegrino, R. et al.: Quality control of spirometry: a lesson from the BRONCUS trial, Eur Respir J, 2005
4.      Zuin, R. et al.: High-dose N-acetylcysteine in patients with exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease, Clin.Drug.Invest., 2005
5.      Stav, D. et al.: Raz M. Effect o N-Acetylcysteine on Air Trapping in COPD, Chest, 2009
6.      Tsan, M-F. et al.: Enhancement of intracellular glutathione protects endothelial cells against oxidant damage,. Biochem Biophys Res Commun, 1985
7.      Shukla, A. et al: Multiple roles of oxidants in the pathogenesis of asbestos-induced diseases, Free Radic Biol Med, 2003.
8.      Meister, A.: Glutathione metabolism and its selective modification, J Biol Chem, 1988
9.      Cantin, A.M. et al.: Oxidant mediated epithelial cell injury in pulmonary fibrosis, 1987